Wie stehen Sie zu «absolut»

Bildillustration zum Adjektiv absolut

Absolut ist beileibe nicht die einzige Möglichkeit für eine starke Bestätigung oder Aussage.

Das Adjektiv ist arg strapaziert. Vor allem in der gesprochenen Rede. Praktische alle ModeratorInnen und Teilnehmer!nen in irgendeiner Show bestätigen ihre Aussagen  mit einem unumstösslichen «absolut». Egal, worum es geht: Absolut scheint die perfekte Antwort auf fast jede (geschlossene) Frage.

«Absolut» ist mir verleidet, obwohl mir das Wort persönlich gut gefällt. Eben, wenn ich etwas als In-Stein-Gemeisselt bezeichnen will. Oder, wenn ich jemanden total recht geben will. Vielleicht, wenn ich eine starke Verbindlichkeit ausdrücken möchte. Wer absolut sagt, auf dessen Meinung kann man sich verlassen. Meiner Meinung nach.

Wofür steht «absolut» genau?

Absolut ist stark, ein Monolith, sozusagen. Wir wählen das Adjektiv immer dann, wenn wir etwas präzise beschreiben wollen. Das kann eine abstrakte Sache sein, ein Vorgang oder ein Zustand. Seinen Ursprung hat das Wort im Lateinischen. Es ist von «absolutus» abgeleitet, was losgelöst, abgeschlossen, vollendet, unabhängig bedeutet. Die Metaphysik reklamiert den Begriff «Das Absolute» für sich, bezeichnet mit dem Adjektiv Begriffe für unabänderliche Gegebenheiten: Absoluter Betrag, Absolute Häufigkeit, Absoluter Nullpunkt, absolute Konvergenz – am Absoluten lässt sich nicht rütteln in der metaphysischen Begriffswelt.

Anders in der Linguistik. Hier kennen wir zwar das Absolutadjektiv; es ist an und für sich nicht steigerbar, lässt sich aber dennoch gesteigert einsetzen. Dazu komme ich noch. Zuerst gestehe ich: Ich liebe «absolut», weil es so eindeutig und klar ist. Was ich meine – hier einige Beispiele:

  • schwanger – man ist es oder nicht, aber nicht ein wenig schwanger sein geht nicht
  • dreieckig – es ist nie, wirklich niemals viereckig
  • gleich
  • fertig
  • leer
  • voll
  • ganz
  • optimal
  • einzig
  • entscheidend
  • tot
  • lebendig u.a.

Und was sagt die Umgangssprache?

Nun: Menschlich, wie wir sind, steigert unsere Umgangssprache einige der absoluten Adjektive dann doch in neue Höhen, bildet gar Superlative mit ihnen und findet sogar einen Begriff dafür, die sogenannten Hyperlative. Sie kennen diese bestimmt:

  • die optimalste Lösung»
  • der einzigste Weg
  • das toteste Pferd

Noch weiter über seine Grenzen hinaus, wirbeln wir das Absolute beim Vergleichen. Egal, wie weit oder eng der absolute Rahmen gesteckt ist. Sogar als Texterin sage ich ohne jegliches Schamgefühl:

  • Peter Meiers Vortrag ist viel lebendiger als der von Henri Müller

oder

  • Gestern war es voller hier als heute

Absolut lässt sich darum nicht begraben. Nein. Doch es liesse sich häufig durch eine passende Alternative ersetzen. Daraus mache ich mir bei jedem gehörten oder gelesenen «absolut» einen Spass.

Geben Menschen ihren Meinungen mit «absolut» Gewicht, finde ich das legitim. Einzig diese Frage dazu sei gestattet: Ist es nicht fürchterlich eineingehend, Gesprächssituationen und Texte zu schaffen, zu denen Menschen bloss ja, nein oder absolut sagen können?

Die Synonyme zum Adjektiv

Die Liste ist absolut erweiterbar 😉 :

richtig

genau

unumschränkt

ausschliesslich

bedingungslos

grenzenlos

vollständig

vollkommen

völlig

exakt

hundertprozentig

hundertpro

komplett

total

unbedingt

genau

rundherum

schlechthin

partout

durch und durch

gänzlich

schlechterdings

sämtlich

unstreitig – unstrittig – unbestritten

fraglos

universal

allmächtig

unbeschränkt

göttlich – Gott: die absolute, unbegrenzte Substanz, die durch unbedingte Macht und Existenz charakterisiert ist (Spinoza)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert