Mega-Manie – megablöd, megaarm

Sep 12, 2014

 

Sprache muss einschlagen wie ein Blitz. Bild: Alexandru George, pixabay.com

Bild: Alexandru George, pixabay.com

Sprache, die wie ein Blitz einschlägt, ist viel mehr als geschriebenes Geschrei und Getöse, um mehr Aufmerksamkeit für Texte zu erhalten – doch genau dieser Eindruck stellt sich beim Lesen häufig ein; online noch häufiger als im print.

Wo bleiben das Verführen, Überraschen, Überzeugen, Berauschen? Das Geschichten Erzählen, die Poesie, die Unterhaltung? Sprache hat das Potenzial zu Kino. Zu grossem Kino, zu fantastischem Kino im Kopf!

Mit verbalen Verstärkern dramatisieren, einen Text mit aufgemotzten Adjektiven hochspielen – ok, Adjektive und Präfixe sind zum Nutzen da. Mit der stimmigen Vorsilbe lässt sich jedes X-beliebige Adjektiv sinngemäss in den Himmel der Bedeutung erheben. „Mega “ schwimmt gegenwärtig obenauf im Fluss der Trendwörter. Es ist sozusagen das Präfix aller Präfixe und verleiht damit dem Eigenschaftswort eine kraftvolle Wirkung.

Präfixe einzusetzen ist einfacher und schneller, als eine eindrückliche Alternative für die gewünschte Aussage zu recherchieren und aus mehreren Möglichkeiten die beste zu wählen. Doch das ist texten, ist Knochenarbeit. Das wissen alle, die schreiben. Bleiben wir beim „mega“, dem Vorsatz für Masseinheiten mit dem Faktor 106 oder der griechischen Vorsilbe deutscher Fremdwörter „mégas“. Sie bedeutet einfach gross. Und genau hier hat die gegenwärtige Mega-Manie wohl ihren Ursprung. Was gross, grossartig, sehr, äusserst, bedeutend, hervorragend und so weiter ist, scheint besser zu sein als alles, das einfach ist, was es ist. So weit so gut. Lese ich nun in gehäufter Anzahl „Mega-Schwer“, „Mega-Lustig“, „Mega-Lässig“ und das konsequent falsch geschrieben, dann dreht sich mir der Finger um. Das ist mega-arm; einzig „Mega-Geil“ toppt den anbiedernden schlechten Schreibstil und die unkorrekte Orthografie.

Geschrieben ist mir dieser Begriff jedoch noch nicht vor die Linse gekommen. Was für ein Glück! Voller Wohlwollen gebe ich „mega“ deshalb in meinem Friedhof für verbrauchte Wörter eine Ruhestätte. Möge es hier seine Ruhe finden. PS: Irrsinnig, irre, wahnsinnig, sehr, extrem, fantastisch, prima, sagenhaft, toll – es gibt unzählige starke Adjektive, die ganz ohne „mega“ auskommen.