«herzlichst» der Wortbrüller zum Valentinstag

Feb 13, 2023

Die Sprache prangt nur so vor Herzlichkeit in diesen Wochen vor dem Valentinstag. Ein Brauch, der auf das Fest des Heiligen Valentinus zurückgeht, also nicht nur cleveres Marketing von Blumenhändlern und Süsswarenfabrikanten ist.  

Diese Valentinstagkarte überdauert jeden Blumenstrauss

Überdauert jeden Blumenstrauss – die Valentinskarte mit Seifenblasensujet

Ursprünglich war der Valentinstag der Gedenktag für den Bischof Valentin von Terni. Er lebte im 3. Jahrhundert und wurde (vermutlich) am 14. Februar als Märtyrer hingerichtet. Er war bekannt als Wunderheiler und vermählte auch Liebespaare, denen das christliche Heiraten verboten war. Er sei ein begeisterter Gärtner gewesen, der Blumen verschenkte und Pflanzengaben überreichte, erzählen Geschichten.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in England der Brauch, «Valentines» zu verschicken. Später wurden diese Grusskarten mit Versen gerne mit Blumen und Süssigkeiten überreicht. Bei so viel romantischer Zuneigung spricht naturgegeben das Herz mit – man grüsst mindestens herzlich, neuerdings sogar «herzlichst», und das immer öfter!

herzlich – herzlichst?

Wenn das Herz vor Liebesbekundungen und innigen Gefühlen überquillt, geben wir diesen in Grusskarten und Blumengrüssen hoffnungsfrohen Ausdruck.

Dabei überspannen manche den Bogen, indem sie das «herzlich» zu «herzlichst» steigern. «Herzlich» so zu überhöhen, macht jedoch umso weniger Sinn, als dass «herzlichst» in eine wenige stimmige Richtung weist.

«Hochachtungsvoll» lautet das Synonym von «herzlichst». Das passt in einen konservativen geschäftlichen Kontext, aber nicht zu einer gefühlvollen Botschaft. Als «Höflichkeit, Gruss» figuriert «herzlichst» in den Dornseiff-Bedeutungsgruppen – dort steht das Adjektiv für : gehorsamst, untertänigst. Untertänigst – das meint wohl niemand, der heute einen Valentinsgruss mit «herzlichst» ausklingen lässt.

Wortwelt zum Valentinstag

Wer beim «herzlich» bleibt, schreibt ehrlich und wertschätzend. So kommt die Valentinsbotschaft bestimmt gut an. Bei Bedarf helfe ich gerne beim Schreiben. Zur Inspiration eine kleine Wortwelt für Valentinsgrüsse. Die Aufzählung ist selbstredend nicht abschliessend:

  • lieben, achten, ehren, schätzen, wertschätzen, gernhaben, freuen, feiern, erinnern, hochhalten, jubeln, umarmen, drücken, herzen
  • herzlich, innig, süss, ehrlich, glücklich, wunderschön, gemeinsam, bunt, lebendig, witzig, fröhlich, glatt, vertrauensvoll, liebevoll, lieb, wohlwollend
  • Herz, Liebste, Lieber, Freundin, Freundin, Schönes, Blumen, Blüten, Mondschein, Sonne, Sonnenstrahl, Stern, Sternschnuppe, Augenstern, Augenweide, Augapfel, Leben, Sinn, Schmetterling, Universum.

1 Kommentar.

Christoph Fuchs
24. Februar 2023 10:43

Schön zu lesen und erfreulich, dass zunehmend Opposition gegen all die unsäglichen Sprachverblödungen entsteht. Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur die Zielgruppen wieder mehr Sprachverständnis an den Tag legen würden, sondern auch die Kunden, welche zunehmend jeden Begriff, der nicht zur reinen Lautmalerei gehört, streichen – aus Angst, tumbe Leser zu verlieren. Die Sprache entwickelt sich leider nicht nach vorn, sondern verkümmert. Bald werden wir wieder mit Wau-waus spazieren gehen und beim Herumtollen ein Aua-aua abbekommen.

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