Texte von Floskeln entlasten – wenig reden und viel sagen, das kommt an

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Informationsgehalt von Floskeln

Floskeln sind verpönt. In Reden, schriftlichen Texten und im Umgang miteinander. Alle wissen das. Wissen Sie warum?

Die gegenwärtige Umgangssprache strotzt nur so von nichtssagenden Redewendungen und Plattitüden. Meistens ohne, dass sich die Sprechenden oder Textenden dessen bewusst sind. Weil sie keine weiteren Informationen tragen, verwässern Redensarten die Aussagekraft eines Textes und verschleiern die Mitteilungen, bis sich eine verbindliche Stellungnahme nicht mehr erkennen lässt. Das löst Unbehagen aus. Die Politik – aber nicht nur diese – macht sich die Wirkung von Floskeln gezielt zunutze. Man «schwurbelt» oder «verschwurbelt» und sagt nichts. Dennoch: Floskeln universell negativ zu bewerten ist bedauerlich und falsch ist, jede Redewendung ohne Inhalt als Stilfehler abzutun. Grussformeln, Bestätigungen und Ermunterungen und viele weitere Floskeln beinhalten ebenfalls keine eigentliche Aussage. Die Adressat!nnen eines Textes erwarten diese dennoch. Ergo ist es höflich und kommunikativ, gelegentlich Wortfolgen ohne Inhalte einzusetzen. Wie immer kommt es einfach darauf an, wie. Man kann diese persönlich und interessant formulieren – und damit Punkte holen.

Floskeln vermeiden

Wer sorgfältig und präzis formuliert, verwendet fast automatisch wenig Floskeln oder setzt die Gemeinplätze gezielt als Stilelement ein. Gekonnt eingestreut, lösen Worthülse, Plattitüde, Binsenwahrheit, Phrase, Schwulst oder Gelaber vielleicht sogar ein Schmunzeln aus. Plattitüden die Ihrem Text gar nichts bringen, sollten Sie sich:

  • Für Rückfragen jederzeit zur Verfügung stehen
  • Wir möchten Ihnen mitteilen, wir erlauben uns
  • bezüglich, Bezug nehmend, diesbezüglich
  • unter diesen Bedingungen
  • hiermit, hierzu, hochachtungsvoll, höflich bitten, mittels, mithilfe, nachstehend, folgend, verbleiben, hinsichtlich/im Hinblick, in der Hoffnung
  • Wir würden uns freuen (immer diese Konjunktive)

und

  • dementsprechend, letztendlich (statt letztlich oder endlich), im Endeffekt, unter diesen Bedingungen, ich gehe davon aus, wie bereits besprochen, an dieser Stelle, sozusagen, nicht wirklich, eh, ich würde meinen, ich könnte mir vorstellen, in der Hinsicht, mehr oder weniger, nochmals, noch einmal, prinzipiell/vom Prinzip her, ich denke, ich gehe davon aus, wenn du so willst, quasi, im Grunde (genommen), so (wenn kein Vergleich danach) und so fort.

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Ansagen, die Sie überdenken sollten

Viele Redewendungen haben ihren Ursprung in der Kriegsrhetorik. Sie sind tief verankert in unserer Alltagssprache. Weil Sprache unser Denken prägt, sollten wir Floskeln vermeiden, die impliziert eine zerstörerische Grundlage haben.

Lassen Sie uns lieber den Wortschatz der deutschen Sprache nutzen und konstruktivere Worte finden, für das, was aus unseren Herzen kommt. Überdenken und beerdigen wir diese Redewendungen:

  • Das schlägt ein wie eine Bombe.
    Eine Bombe ist ein Sprengkörper mit extrem zerstörerischer Kraft
  • Etwas auf dem Radar haben
    Militär nutzt seit dem 2. Weltkrieg Elektrowellen-Radare, um Flugzeuge zu orten
  • Gut im Schuss sein
    «Gut im Schuss» ist der militärische Begriff für das erfolgte Einschiessen von Waffen
  • Im Einsatz sein
    Es sind Soldat!ennen, Kämpfer!nnen, die im Einsatz stehen
  • 0815
    Das MG 08/15 wurde 1915 für den massenhaften Einsatz im ersten Weltkrieg entwickelt 
  • Abmarsch (Abmarsch ins Bett – Hand auf, wer diesen «Befehl» als Kind nicht vernommen hat)
    Der Abmarsch bezeichnet eine militärische Gefechts-Formation der Truppen: Wird aus der Gefechtsaufstellung (Aufmarsch, breit) heraus eine Kolonne gebildet, bezeichnet man dies als Abmarsch

Lesenswertes zum Thema Kriegsrhetorik von Marcus Knill (Medienpädagoge und einer der bedeutendsten Experten für Medienrhetorik, Autor von Fachbüchern und Fachbeiträgen)

4 Kommentare. Leave new

Frau Beatrice Gaudenzi
19. März 2022 13:56

OK- Synonym für zero- killing. Heute locker angewandt.

Antworten

Aus Wien erreichen uns diese (kriegsrhetorisch abgeleiteten) Floskeln:
mit Bomben und Granaten (untergehen)
mit etwas auf Kriegsfuß stehen
Grabenkämpfe führen
In Stellung gehen
an vordester Front kämpfen
Rückzugsgefechte führen
den Kopf hinhalten
über die Klinge springen
Feuertaufe
? Sexbombe ?

Antworten
Rita Späni
22. März 2022 13:32

Toller Blog-Artikel. Schon krass, das mit der Kriegsrethorik. Ist mir vorher nie aufgefallen! Besonders 08/15…. Bedenklich… ich dachte immer 08-15 ist so was wie 9 to 5… eben so ein allerwelts Ding…

Gruß ins Weekend!

Antworten
Cornelia Aschmann
22. März 2022 14:08

das ging mir ganz ähnlich, Rita! Ich habe noch eine ganz Liste weiterer erhalten, aber 0815 ist einer der schlimmsten. Er kommt so unschuldig daher, aber…

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