Klare Worte, gute Texte: Wittgenstein zum Ersten

Mai 22, 2014

Wittgenstein zum Ersten: Magazin Cornelia Aschmann Kommunikation

«Wovon du nicht sprechen kannst, darüber sollst du schweigen.» Der philosophische Grundsatz von Ludwig Wittgenstein, österreichisch-britischer Sprachphilosoph (* 26. April 1889 in Wien ; † 29. April 1951 in Cambridge) leitet mich seit ich Texterin bin.

Sein «Tractatus» erscheint erstmals 1921, als mathematisch geordnete Analyse der Sprache: Oberthesen, Unterthesen, exakt durchnummeriert, knochentrocken und in knappen Sätzen formuliert. (Kurze Sätze sind definitiv keine Erfindung des Marketings oder eine neue Antwort auf die grassierende Informationsflut.)

«Das Rätsel» gibt es nicht gemäss Wittgenstein; ausser vielleicht dasjenige des Ursprungs allen Lebens, meine ich. Lässt sich aber zu einem anderen Thema, einem Produkt, einer Dienstleistung eine Frage stellen, kann diese auch beantwortet werden.

Die Kunst, Fragen zu stellen, ist die halbe Miete für die Texterin. Wittgenstein schrieb: «Wenn sich eine Frage überhaupt stellen lässt, so kann sie auch beantwortet werden. (…) Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage nur, wo eine Antwort besteht; und diese nur, wo etwas gesagt werden kann

 

Keine Fragen? Dann gibt’s nichts zu sagen.

Ein Texter, eine Texterin, die schon alles weiss – das gibt es nicht. Das behaupte ich jetzt einmal. Wir wissen viel, aber nicht alles; egal, ob wir schon lange mit denselben Kunden oder ganz frisch mit jemandem zusammenarbeiten. Wer fragt, erhält Antworten. Kann ich zu einer Aufgabe keine Fragen stellen, gibt es dazu vermutlich nichts zu sagen und erst recht nichts zu texten.

Ist schweigen also die Lösung? Kann man sich das überhaupt leisten? Natürlich nicht, «Wer nicht wirbt,…». Doch das Schweigen schafft Raum. Für Fragen, und für die Antworten darauf. Für Ideen und für Bilder. Als Texterin kann ich sowohl Fragen wie Antworten formulieren und durchaus auch schweigen, bevor ich in die Tasten greife.

Tags: